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Die Pariser Soldatenelf

Die Pariser Soldatenelf

Die Militärs drückten gerne ein Auge zu, wenn Fußballer  zur  kämpfenden  Truppe  eingezogen werden  sollen. Oder  sie  sorgen aktiv dafür, dass Spieler heimatnah eingesetzt werden. Bei so viel Fußballbegeisterung ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis die ersten Militärmannschaften entstehen. Als sich im Jahre 1942/43 nach der Schlacht um Stalingrad die Lage an der Front zuspitzt, werden schließlich vermehrt auch Fußballer  an  die  Front berufen.

Doch  viele  Spieler  haben  Glück,  denn auch  an  der  Front  gibt  es  eine  ganze Reihe von  Fußballfans  unter  den Offizieren, die sich um das Wohl der Sportler sorgen. Im Verlauf der ersten Kriegsjahre entstehen so zahlreiche Militärmannschaften, die mehr und mehr an Bedeutung gewinnen werden. Denn aufgrund bester Verbindungen zu den Behörden gelingt es manchem Kommandanten, für seinen neu gegründeten Verein berühmte Spieler anzuwerben. Die Wunschkandidaten werden einfach zu der entsprechenden Einheit abkommandiert. Die Folge: Die Spielstärke der Militärmannschaften wächst dank der prominenten Unterstützung enorm.

Offiziere im Prinzenparkstation beim Spiel der Pariser Soldatenelf

Offiziere im Prinzenparkstation beim Spiel der Pariser Soldatenelf

Aber auch darüber hinaus genießen die Mannschaften einige Vorteile, die andere Vereine nicht haben. So stehen etwa die Spieler stets zur Verfügung, weil sie am jeweiligen Truppenstandort stationiert sind. Außerdem ist durch die Nähe zur Truppe und damit zum Verein eine größere spielerische Kontinuität gegeben. Die Trainer können sich darauf verlassen, dass ihre Elf gut eingespielt ist, während die zivilen Vereine je nach Lage an der Front in wechselnden Formationen antreten müssen.

Als  die  erfolgreichste  dieser  Militärmannschaften  erweist  sich  der Luftwaffensportverein Hamburg. Der Club ist an die in der Hansestadt stationierte Flakartillerie angegliedert und hat somit einen festen Standort. Gründer und Vereinsführer ist Oberst Laicher, die sportliche Leitung haben Oberstleutnant Psyk und der frühere Schalker Trainer Faicht inne. Diesem  Gespann  gelingt  es,  aus  begabten  jungen Spielern und  prominenten  Fußballern  eine  schlagkräftige  Truppe  zusammenzustellen.  Im Tor beispielsweise steht der Oberhausener Willi Jürissen. Ebenfalls  in  den Reihen des LSV Hamburg finden sich so bekannte Spieler wie Reinhold Münzenberg, Karl Miller, Robert »Zapf« Gerhard,  Ludwig Janda und viele andere. In der kurzen  Zeit  ihres  Bestehens  zwischen  Dezember  1942  und  September 1944 gelangen die Hamburger einmal ins Pokalendspiel und einmal ins Finale um die Deutsche Meisterschaft. Aber auch andere Militärmannschaften wie der LSV Danzig oder Mölders Krakau spielen um die Deutsche Meisterschaft mit, wenngleich nicht mit dem gleichen Erfolg wie die Hamburger. Immerhin aber befinden sich unter den letzten 64 Mannschaften in der Pokalrunde 1942 neun Fliegervereinigungen.

Eine  der  ersten  Soldatenmannschaften  in  den  eroberten  Gebieten, die »Pariser Soldatenelf«, zu der auch Albert Janda gehörte, wird bereits 1940 aus der Taufe gehoben, ihr Initiator ist der Major Hermann aus Kornwestheim bei Stuttgart. Nach und nach wird die Elf zum Vorbild für eine ganze Reihe weiterer Soldatenmannschaften im Feindesland, sodass die in Frankreich entstehenden Teams sogar eine eigene Soldatenmeisterschaft im K.o.-System ausspielen – die »Meisterschaft des Westens«. Im August 1942 werden die Spieler der »Pariser Soldatenelf« jedoch Opfer eines Handgranatenanschlags französischer Partisanen, bei dem der Fürther Nationalspieler Hans Fiederer ein Bein verliert. Eine deutliche Warnung, die die Fußballer daran erinnert, dass sie sich auf erobertem Gebiet befinden. Bis 1943 wird die Pariser Soldatenelf im beschlagnahmten Prinzenparkstadion spielen.

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